Veröffentlicht: 20. Oktober 2025|Aktualisiert: 20. Oktober 2025|Medizinisch geprüft von Dr. med. Natalia Eckstein-Halla
Von Dr. med. Jens Westphal

Von Dr. med. Jens Westphal

Praktischer Arzt (FMH), Schweiz

Medizinischer Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine ärztliche Untersuchung oder Beratung. Er dient ausschliesslich der allgemeinen medizinischen Information und wurde nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Arthrose betrifft in der Schweiz mehrere hunderttausend Menschen und verursacht oft starke Gelenkschmerzen sowie Bewegungseinschränkungen. Cannabis, insbesondere CBD und THC, zeigt in präklinischen Studien vielversprechende entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften. Während die klinische Evidenz noch begrenzt ist, können Cannabinoide unter ärztlicher Begleitung eine ergänzende Therapieoption für Arthrose-Patienten darstellen. Dieser Artikel beleuchtet die wissenschaftlichen Grundlagen, praktischen Anwendungen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Cannabis bei Arthrose in der Schweiz.

Was ist Arthrose und wie entsteht sie?

Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, bei der sich der Gelenkknorpel fortschreitend abbaut. Betroffen sind häufig Knie-, Hüft-, Finger- und Wirbelsäulengelenke. Der Knorpelverlust führt zu Reibung zwischen den Knochen, was Schmerzen, Schwellungen und Steifheit verursacht. Im Verlauf können sich Knochensporne bilden und die Gelenkkapsel verdicken.

Die Hauptursachen der Arthrose umfassen Alter, genetische Veranlagung, Übergewicht, Verletzungen und Überlastung der Gelenke. Entzündliche Prozesse spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Krankheitsentstehung. Herkömmliche Behandlungen konzentrieren sich auf Schmerzlinderung, Entzündungshemmung und Erhaltung der Gelenkfunktion.

Das Endocannabinoid-System und Gelenkgesundheit

Das Endocannabinoid-System (ECS) reguliert verschiedene Körperfunktionen, einschliesslich Schmerzwahrnehmung und Entzündungsreaktionen. Forschungsergebnisse zeigen, dass Cannabinoid-Rezeptoren auch in Gelenkgeweben vorkommen[1]. Insbesondere der Cannabinoid-Rezeptor GPR55 wird in normalen und arthrotischen Knorpelzellen exprimiert und könnte bei der Vermittlung entzündungshemmender Effekte eine Rolle spielen.

Die beiden Hauptwirkstoffe von Cannabis – THC und CBD – interagieren mit verschiedenen Komponenten des ECS. THC bindet direkt an CB1- und CB2-Rezeptoren, während CBD über indirekte Mechanismen wirkt, unter anderem über TRPV1-Rezeptoren, die bei der Schmerzverarbeitung beteiligt sind. Diese Wirkung von Cannabis bei chronischen Schmerzen bildet die theoretische Grundlage für den therapeutischen Einsatz bei Arthrose.

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Wissenschaftliche Evidenz: Was zeigen die Studien?

Die wissenschaftliche Datenlage zu Cannabis bei Arthrose ist noch begrenzt, aber präklinische Studien liefern interessante Erkenntnisse. Eine Untersuchung der University of Kentucky fand heraus, dass topisch angewendetes CBD Entzündungen und Schmerzen bei arthritischen Ratten reduzierte. CBD zeigte dabei anti-inflammatorische Eigenschaften ohne die psychoaktiven Nebenwirkungen von THC.

Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2022 analysierte präklinische Evidenz für CBD bei Arthritis und Gelenkschmerzen. Die Autoren kamen zum Schluss, dass CBD in Tierstudien vielversprechende entzündungshemmende und schmerzlindernde Effekte zeigte. Allerdings fehlen kontrollierte klinische Studien am Menschen.

Kritisch zu bewerten ist eine Studie der Medizinischen Universität Wien aus 2023, die keine klinisch nachweisbare Wirksamkeit von CBD als Schmerzmittel bei Kniearthrose feststellen konnte[2]. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit weiterer klinischer Forschung, bevor definitive Therapieempfehlungen ausgesprochen werden können.

Cannabis-Wirkstoffe bei Arthrose: THC vs. CBD

THC (Tetrahydrocannabinol)

THC ist der psychoaktive Hauptwirkstoff von Cannabis und zeigt schmerzlindernde Eigenschaften bei chronischen Schmerzen. Bei Arthrose könnte THC helfen, die Schmerzwahrnehmung zu reduzieren und Muskelverspannungen zu lösen. Allerdings unterliegt THC in der Schweiz der ärztlichen Verschreibungspflicht und kann psychoaktive Nebenwirkungen verursachen.

CBD (Cannabidiol)

CBD ist nicht psychoaktiv und frei verfügbar. In präklinischen Studien zeigte CBD entzündungshemmende Eigenschaften, die theoretisch bei Arthrose-bedingten Entzündungen hilfreich sein könnten. CBD interagiert mit verschiedenen Rezeptorsystemen und könnte die Freisetzung entzündungsfördernder Botenstoffe hemmen.

Wichtig ist jedoch, dass sich die Symptome rheumatischer Erkrankungen oft überschneiden und eine genaue Diagnose für die Therapiewahl entscheidend ist.

Anwendungsformen und Darreichungsarten

Cannabis bei Arthrose kann in verschiedenen Formen angewendet werden, je nach individuellen Bedürfnissen und ärztlicher Empfehlung:

  • Orale Anwendung: Öle, Tropfen oder Kapseln ermöglichen eine systemische Wirkung mit längerer Wirkdauer. Cannabisöl ist eine häufig gewählte Darreichungsform für die kontinuierliche Schmerztherapie.
  • Topische Anwendung: Cremes, Salben oder Gele werden direkt auf betroffene Gelenke aufgetragen und können lokale Beschwerden lindern, ohne systemische Effekte zu verursachen.
  • Inhalation: Verdampfung oder Rauchen ermöglichen schnelle Wirkung, sind aber weniger präzise dosierbar und können Atemwegsreizungen verursachen.

Auswahl der geeigneten Cannabis-Darreichungsform

  1. Symptome und Schmerzcharakter definieren (lokal vs. systemisch)
  2. Wirkdauer-Präferenzen klären (schnell vs. langanhaltend)
  3. Mögliche Nebenwirkungen berücksichtigen
  4. Ärztliche Beratung zu THC- vs. CBD-Präparaten einholen
  5. Rechtliche Verfügbarkeit in der Schweiz prüfen

Dosierung und Sicherheitsaspekte

Die optimale Dosierung von Cannabis bei Arthrose ist individuell unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab: Schweregrad der Arthrose, Körpergewicht, Toleranz gegenüber Cannabinoiden und gleichzeitige Medikamenteneinnahme. Ein gradueller Therapiebeginn mit niedrigen Dosen ist empfehlenswert[3].

Bei der Definition von chronischen Schmerzen spielt die Dauer der Beschwerden eine wichtige Rolle, was auch für die Cannabis-Therapie bei Arthrose relevant ist.

ℹ️Dosierungsempfehlungen für Cannabis bei Arthrose:

Beginnen Sie mit einer niedrigen CBD-Dosis (5-10 mg täglich) und steigern Sie langsam unter Beobachtung der Wirkung. Bei THC-haltigen Präparaten ist eine noch vorsichtigere Herangehensweise nötig (1-2,5 mg). Führen Sie ein Symptom-Tagebuch und konsultieren Sie regelmässig Ihren behandelnden Arzt.

Mögliche Nebenwirkungen

Cannabis ist generell gut verträglich, kann aber Nebenwirkungen verursachen. CBD-Präparate können Müdigkeit, Durchfall oder Veränderungen des Appetits bewirken. THC-haltige Produkte können zusätzlich psychoaktive Effekte, Schwindel oder Mundtrockenheit verursachen[4]. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind möglich, insbesondere bei Blutverdünnern oder Antiepileptika.

Rechtliche Rahmenbedingungen in der Schweiz

In der Schweiz ist der Zugang zu medizinischem Cannabis seit 2022 durch eine Gesetzesrevision erleichtert worden. CBD-Produkte mit einem THC-Gehalt unter 1% sind frei verkäuflich. THC-haltige Medizinalcannabis-Präparate benötigen eine ärztliche Verschreibung und eine Ausnahmebewilligung des Bundesamts für Gesundheit (BAG).

Für Arthrose-Patienten bedeutet dies: CBD-Produkte können ohne Rezept erworben werden, während THC-haltige Therapien eine medizinische Indikation und fachärztliche Begleitung erfordern. Die Kostenübernahme durch Krankenkassen ist noch nicht einheitlich geregelt und muss individuell geprüft werden.

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Cannabis vs. herkömmliche Arthrose-Therapien

Herkömmliche Arthrose-Behandlungen umfassen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Physiotherapie, Gewichtsreduktion und in schweren Fällen operative Eingriffe. NSAR können bei langfristiger Anwendung Magen-Darm-Beschwerden, Nieren- oder Herzprobleme verursachen. Opioid-Schmerzmittel bergen ein Abhängigkeitsrisiko.

Cannabis könnte als ergänzende oder alternative Therapieoption interessant sein, da es weniger gastrointestinale Nebenwirkungen als NSAR aufweist und kein vergleichbares Abhängigkeitspotenzial wie Opioide besitzt[5]. Allerdings sollte Cannabis nicht als Ersatz für bewährte Therapien verstanden werden, sondern als Teil eines multimodalen Behandlungskonzepts.

Auch natürliche Schmerzmittel können bei der ganzheitlichen Arthrose-Behandlung eine Rolle spielen.

Praktische Umsetzung: Der Weg zur Cannabis-Therapie

Für Arthrose-Patienten, die Cannabis als Therapieoption erwägen, empfiehlt sich ein strukturiertes Vorgehen. Zunächst sollte eine genaue Diagnose und Bewertung des Krankheitsverlaufs erfolgen. Anschliessend kann die Eignung für eine Cannabis-Therapie geprüft werden.

Ein erfahrener Cannabis-Arzt kann bei der Auswahl geeigneter Präparate, der Dosierungsoptimierung und dem Monitoring der Therapie unterstützen. Besonders wichtig ist die Dokumentation der Wirksamkeit und möglicher Nebenwirkungen.

Wichtige Kontraindikationen und Warnhinweise

Cannabis-Therapie ist nicht für alle Patienten geeignet

  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Psychiatrische Erkrankungen in der Anamnese
  • Gleichzeitige Einnahme bestimmter Medikamente
  • Bekannte Allergien gegen Cannabis-Inhaltsstoffe

Bestimmte Patientengruppen sollten Cannabis-Therapien meiden oder besonders vorsichtig angehen[6].

Spezialisierte Arthrose-Behandlung in der Schweiz

Für Patienten in der Region Zürich bietet die Arthrose-Therapie in Zürich spezialisierte Behandlungsansätze, die auch Cannabis-basierte Therapien einschliessen können. Solche interdisziplinären Zentren verbinden konventionelle und komplementäre Behandlungsmethoden.

Die Zusammenarbeit zwischen Rheumatologen, Orthopäden, Schmerzmedizinern und Cannabis-Ärzten ermöglicht eine individualisierte Therapie, die auf die spezifischen Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten ist[7]. Dabei werden sowohl pharmakologische als auch nicht-pharmakologische Ansätze berücksichtigt.

Zukunftsperspektiven und Forschungsrichtungen

Die Forschung zu Cannabis bei Arthrose steht noch am Anfang. Künftige klinische Studien müssen die Wirksamkeit verschiedener Cannabinoid-Profile, optimale Dosierungen und Langzeitsicherheit untersuchen. Besonders interessant sind Kombinationstherapien von CBD und THC sowie die Entwicklung gezielter topischer Formulierungen.

Auch die Erforschung weniger bekannter Cannabinoide wie CBG (Cannabigerol) oder CBN (Cannabinol) könnte neue therapeutische Möglichkeiten eröffnen. Die Personalisierung der Cannabis-Therapie basierend auf genetischen Faktoren und Biomarkern ist ein weiteres vielversprechendes Forschungsfeld.

Cannabis bei Arthrose: Schmerz-Assessment

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FAQs

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (FMH), Schweiz

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla ist als Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (FMH) Teil des medizinischen Expertenteams von Canna Viva, der führenden Schweizer Plattform für medizinisches Cannabis. In ihrer Rolle erstellt sie medizinisch geprüfte Inhalte für die Website und begleitet Patientinnen und Patienten digital bei der Therapie mit Medizinalcannabis.

Medizinisch überprüft

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Dr. med. Natalia Eckstein-Halla

Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (FMH), Schweiz

Geprüft: October 20, 2025

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